Matt Torney, der künstlerische Leiter des Theatrical Outfit, wurde erstmals in seiner Jugend in Nordirland mit Tennessee Williams’ ‚Das Glasmännchen‘ konfrontiert.
Seine Mutter übernahm damals die Rolle der Amanda Wingfield, und das Stück blieb ihm in lebendiger Erinnerung.
Durch diese Arbeit und Arthur Millers ‚Der Fremde im eigenen Land‘ wurde seine Liebe zum amerikanischen Theater geweckt, was ihn schließlich dazu brachte, in die Vereinigten Staaten zu ziehen.

Nun inszeniert Torney eine Aufführung von ‚Das Glasmännchen‘, die die 49. Saison des Theatrical Outfit eröffnet.
Die Vorstellung läuft bis zum 23. November im Balzer Theater at Herren’s und ist eine eindrucksvolle und berührende Produktion.

‚Das Glasmännchen‘ war Williams’ erstes Stück, das 1944 uraufgeführt wurde, und es hat bis heute nichts von seiner Wirkung verloren.
Das Stück ist als Erinnerungsstück konzipiert und handelt von den Wingfields in St. Louis, die von Amanda (Terry Burrell) geleitet werden.
Sie versucht, ihre Familie zusammenzuhalten, nachdem der Vater die Familie verlassen hat, und sie kämpfen, um über die Runden zu kommen.

Amanda hat zwei Kinder in ihren Zwanzigern.
Ihr Sohn Tom (Stephen Ruffin) arbeitet in einem Schuhlager, träumt aber davon, Schriftsteller zu werden.
Nach der Arbeit flieht er jeden Abend ins Kino, und Amanda kann nicht verstehen, warum er das tut.
Sie bohrt ständig nach und drängt ihn.

Die Tochter Laura (Devon Hales) hat nach einer Krankheit in der Kindheit eine Gehbehinderung erlitten und kämpft mit Schüchternheit und einem minderwertigen Komplex.
Laura verbringt viel Zeit mit der Pflege ihrer Sammlung aus Glasfiguren.
Amanda möchte eine Beziehung für ihre Tochter finden und drängt Tom ständig, einen möglichen Bewerber für seine Schwester nach Hause zu bringen.
Eines Abends tut er das — er lädt Jim O’Connor, auch bekannt als der Gentleman Caller (Matt Mercurio), zum Abendessen ein, ohne ihm von Amandas Hintergedanken zu erzählen.

Torneys Regiearbeit ist sanft und natürlich, was den Schauspielern viel Raum lässt.
Insgesamt bildet die vierköpfige Besetzung — die alle bereits in früheren Produktionen des Theatrical Outfit aufgetreten sind — ein enges Ensemble.

Burrell gehört seit langem zu den Schätzen der Stadt, und ihre Darstellung der Amanda ist einfach fesselnd.
Sie kann manchmal regelrecht unmenschlich und beißend sein, indem sie von ihren Kindern immer mehr verlangt und nicht zögert, ihnen das zu sagen.
Dennoch liebt sie ihre Familie tief und möchte das Beste für sie.
Es ist eine vielschichtige Darbietung.
Wenn Jim zu Besuch kommt, ohne zu wissen, dass Laura auf ihn wartet, ist der Abend ebenso sehr Amandas als auch eine mögliche Romanze.
Sie genießt es, über ihre Vergangenheit als südliche Schönheit zu sprechen und erzählt von all den Verehrern, die sie einst hatte.
Amanda ist eine Frau, die ihre Vergangenheit romantisiert und die Erinnerungen, die sie ihr beschert hat.

Ruffin, ein bekanntes Gesicht beim Theatrical Outfit mit Rollen in ‚Tiny Beautiful Things‘ und ‚Eine Traumschiff-Geschichte‘, ist ebenfalls bemerkenswert.
Er schafft es, Toms innere Zerrissenheit und sein Dilemma zu verkörpern, ob er aus dem Zuhause entfliehen und Laura zurücklassen soll.

Mercurio hat die schwierige Aufgabe, den Gentleman Caller nicht als Schufter erscheinen zu lassen.
Er ist freundlich, sanft und authentisch im Kontakt mit Laura — die er bereits zuvor getroffen hat —, hat jedoch nicht die Möglichkeit, eine neue Liebesbeziehung einzugehen.
Mercurio meistert diese Herausforderung bewundernswert.

Lediglich Hales bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Trotz einiger starker Momente fehlt es ihrer Laura an der Tiefe, die die Figur eigentlich haben sollte.

Diese Inszenierung ist schlicht, aber wirksam, mit einem beeindruckenden Bühnenbild von Isabel und Moriah Curley-Clay, das Lauras gläserne Menagerie sowie eine symbolische Rückwärtsszene im Paradies umfasst.

Auch Lichtdesigner Ben Rawson verdient Anerkennung dafür, dass er eine lang anhaltende, intime kerzenbeleuchtete Szene zwischen Laura und Jim kreiert hat.

‚Das Glasmännchen‘ war ein zutiefst persönliches Werk für Williams.
Der Dramatiker modellierte die Figur Tom nach sich selbst und Amanda nach seiner eigenen Mutter.
Auch Laura basiert auf seiner Schwester Rose, die in eine Anstalt eingeliefert wurde und nach einer Schizophrenie-Diagnose schließlich eine Lobotomie erhielt.

Torney trat seine Stelle beim Theatrical Outfit etwa zu Beginn der COVID-Pandemie an.
Es dauerte eine Weile, bis die Zuschauer in die Theater zurückkehrten, und als neues öffentliches Gesicht des Unternehmens konnte er nicht so direkt mit dem Publikum interagieren, wie er es sich gewünscht hätte.
Doch jetzt wird seine Leistung zunehmend anerkannt, und es ist schwer zu ignorieren, was er dem Unternehmen gebracht hat.

In den letzten drei Spielzeiten hat das Theatrical Outfit eine Balance zwischen Uraufführungen und neuen Interpretationen von Klassikern geschaffen, darunter großartige Inszenierungen von Nia Vardalos‘ ‚Tiny Beautiful Things‘, Edward Albees ‚Wer hat Angst vor Virginia Woolf?‘ und Sean Daniels‘ ‚The White Chip‘, eine Co-Produktion mit Dad’s Garage.
Die letzte Saison mit ‚The Lehman Trilogy‘ und ‚Young John Lewis‘ — beide, die ich bedauerlicherweise verpasst habe — wurden ebenfalls gut angenommen und besucht.

‚Das Glasmännchen‘ knüpft an diese beeindruckende Reihe an und bringt sowohl Poesie als auch emotionale Tiefe in Tennessee Williams’ beliebtes Werk.
Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Bildquelle:artsatl

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By Anna Müller

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